Antrag "Einrichtung einer Online-Plattform www.einkaufsportal-hagen.de" für Rat am 20.08.2015
1. Bericht der Verwaltung
2. Diskussion
3. Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird beauftragt, mit der HAGENagentur, dem Einzelhandelsverband, der City-Werbegemeinschaft und der Industrie- und Handelskammer Hagen (SIHK) gemeinsam unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen die Entwicklung eines Konzepts für eine virtuelle Shopping-Plattform für Hagener Einzelhändler nach dem Wuppertaler Vorbild zu prüfen.
Darüber hinaus sollte die Darstellung der Geschäfte deutlicher in den Vordergrund stellen, welche Vorteile es hat, eine fundierte Beratung bei günstigen Preisen vor Ort zu erhalten.
Ein Kundenforum, das durch persönliche Vorschläge der Händlerschaft besetzt wird, soll die Kunden bei der Entwicklung des Portals besser einbinden als in Wuppertal.
Begründung:
Die Stadt Wuppertal hat in Zusammenarbeit mit der Internet-Verkaufsplattform Atalanda im Oktober 2014 das elektronische Verkaufsportal Online-City-Wuppertal (OCW) für Wuppertaler Einzelhändler eingerichtet. Einzelhändler haben dort die Möglichkeit, ihr Sortiment für einen virtuellen Einkaufsbummel oder aber für eine gezielte Suche online einzustellen. Das eröffnet auch Unternehmen die Möglichkeit, Produkte über das Internet abzusetzen, die bisher keinen eigenen Online-Shop betreiben. Auf diese Weise öffnet sich die Online-Welt auch Geschäften, bei denen die bisherige Nachfrage einen solchen Absatzkanal nicht rechtfertigte.
Bisher haben sich 65 Händlerinnen und Händler diesem neuen Vertriebsweg geöffnet. Gleichzeitig will sich Wuppertal als Shopping-Standort mit weiteren Versuchen rund um das OCW aufwerten und sein Profil schärfen. Der Frankfurter Unternehmensberater und Zukunftsforscher Andreas Haderlein fasst die Zielrichtung des Gesamtkonzepts aus Sicht von Stadt und Wirtschaftsförderung in dem Satz zusammen: „Unter dem Slogan „Lokal 1A shoppen – offline wie online“ soll in der lokalen Konsumbevölkerung ein Bewusstsein für die digitale Kompetenz des lokalen Handels geschaffen werden, das sich letztlich positiv auf Frequenz und Umsatz in den Geschäften auswirkt.“
Zentrale Zielgruppe des Angebots ist nicht die weltweite Netzgemeinde sondern sind speziell Wuppertaler Kunden, die in den OCW-Angeboten der Ladengeschäfte virtuell bummeln oder gezielt verschiedene Waren nachfragen können. Dennoch ist OCW auch offen für Kunden aus anderen Städten und Ländern. Für Wuppertaler Kunden erscheint Atalanda zunächst wie ein großer Online-Shop ähnlich Amazon. Wer Waren über das Portal kauft oder bis 17 Uhr bestellt, erhält diese gegen 5,90 Euro Zustellgebühr innerhalb Wuppertals noch am selben Tag (oder einem selbst gewählten Termin) geliefert oder kann sich seinen Einkauf auch im Laden selbst abholen.
Alle im Wuppertaler Atalanda-Shop eingestellten Produkte sollten bei den Händlern aktuell verfügbar sein. Händlern steht es außerdem frei, die Zustellgebühr selbst zu übernehmen – vergleichbar mit dem Versandkosten-Wegfall bei Amazon bei Überschreiten eines bestimmten Mindestbetrags. Zusätzlich profitieren Kunden vom Vorteil des Onlinekaufs, weil sie Produkte bis zu 14 Tage nach Kauf ohne Angabe von Gründen wieder zurückgeben können. Wuppertal will Versand- und Ladengeschäft zusammenbringen Hintergrund der Idee waren die Probleme Wuppertaler Händler mit der elektronischen Konkurrenz aus dem Internet von Amazon bis Zalando.
Diese Probleme gleichen in vielen Punkten denen der Hagener Händlerinnen und Händler:
• Viele Kunden informieren sich nicht nur im Internet, sondern kaufen dann auch bequemerweise gleich dort.
• Die Anlieferung erfolgt in der Regel kurzfristig über entsprechende Paketdienste.
• Kunden können Waren 14 Tage bis einen Monat lang ohne Angabe von Gründen zurückgeben.
• Die Händler vor Ort leiden unter diesem Phänomen – Umsatzeinbußen sind die Folge.
• Paketdienste sind stark ausgelastet mit den Lieferungen und Retouren aus dem Online-Versandhandel.
• Die polyzentrische Struktur der Stadt sorgt teilweise für weite Anfahrten beim Vergleich verschiedener Angebote vor Ort.
Deshalb erscheint der Weg über das Internet meist einfacher und führt dann zu international operierenden Versandhändlern. Entwicklung steht noch am Anfang Wuppertal betrachtet die OCW-Online-Plattform nur als ersten Schritt eines langfristig angelegten Konzepts, in dem auch neue Shop-Konzepte getestet und sogar ein Drive-In-Schalter für Abholungen / Retouren angedacht ist. Diskutiert wird auch, ob große Ketten mit in das OCW-Angebot integriert werden sollen. Eine große Handelskette arbeitet bereits mit Atalanda zusammen: das Unternehmen Thalia. Erfahrungen Derzeit erscheint es für eine verlässliche Bewertung des Wuppertaler Projektes noch zu früh. Ob das Projekt die in sie gesteckten Hoffnungen auf Dauer erfüllt, muss die Zukunft zeigen.
Gleichwohl hat das Projekt eine Menge mediale Aufmerksamkeit erfahren, wie derzeit ein vergleichbares Modell in Attendorn (siehe auch Berichterstattung in der Westfalenpost vom 25.06.2015/15.07.2015). OCW hat nach Aussagen mehrerer befragter Händler überwiegend neues Publikum in verschiedene Geschäfte und in geringem Maße Online-Umsätze gebracht. Übereinstimmend erklärten die angesprochenen Wuppertaler Händlerinnen und Händler, dass es den Zusammenhalt über ihre Werbegemeinschaft wieder deutlich verstärkt hat. Darüber hat es das Bewusstsein bei den Händlern geweckt, sich über das Internet zu präsentieren.
Auch für die Kundenseite scheint langfristig vieles für eine Verbindung aus realer und virtueller Einkaufswelt zu sprechen, gerade wenn Probleme mit Produkten oder Reparaturen anstehen. Hier sind die entfernten – teilweise nur mäßig sprachlich lokalisierten – Call-Center oder nur über den Postweg erreichbaren Reparaturannahmestellen der reinen Versandhändler oft nur eine unzureichende Hilfe. Fortentwicklung notwendig Als Mangel machen die Antragsteller aus, dass manche Händlerinnen und Händler das Zusammenspiel aus guter Beratung, Betreuung und günstigen Preisen im OCW noch nicht richtig herausgearbeitet haben. So ist es immer noch den wenigsten Kunden bekannt, dass sie mit Ausnahme der Aktionsware, z.B. Elektrogeräte im Fachgeschäft oft günstiger erwerben als bei den großen Filialisten mit ihren aggressiven Werbekampagnen.
Gerade hier sehen die Antragsteller in der Online-Plattform ein wichtiges Instrument, um Kunden vor dem Klick beim Internet-Versandhändler mit marktgängigen Preisen aber besserem Service „abzufangen“. Darüber hinaus hat sich im Gespräch mit Teilnehmern des Wuppertaler Projekts ergeben, dass es keine unmittelbare Rückmeldung zwischen Kunden und Händlergemeinschaft zum OCW-System gibt.
Deshalb schlagen die Antragsteller ein Kundenforum vor, das von den Einzelhändlern aus ihrer Kundschaft bestellt werden könnte. Etablierte Kunden können oft sehr genau sagen, an welchen Stellen sich die Bedienung des Portals verbessern lässt oder wo mehr Informationen oder Funktionen gewünscht sein könnten. Dieses Potential wird im Wuppertal derzeit noch nicht ausgeschöpft, sollte aber in Hagen gleich von Beginn an mitgedacht werden. Die Benennung von bekannten Kunden soll so genannte „Foren-Trolle“ von vorneherein ausschließen, die durch Negativkampagnen und Provokationen selbst die beste Idee zerstören können.
Tatsächlich ist derzeit noch nicht absehbar, ob das Wuppertaler Modell auch langfristig ein Erfolg wird. Trotzdem kann es dem Einzelhandelsstandort Hagen nicht schaden, parallel an entsprechenden eigenen Strukturen zu arbeiten, während sie die Entwicklung aufmerksam ver. So lassen sich etwaige Fehler anderer vermeiden. Da ein solches Projekt einen erheblichen zeitlichen Vorlauf erfordert, wäre es aus Sicht der Antragsteller empfehlenswert, wenn sich die möglichen künftigen Beteiligten frühzeitig an einen Tisch setzen, um mögliche Ideen und Konzepte zu entwickeln und entsprechende Fördermöglichkeiten erschließen.
Ungünstig wäre, wenn der Einzelhandelsstandort Hagen diese Entwicklung verschlafen würde und somit gegenüber Nachbarkommunen ins Hintertreffen geriete.
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