Gerbersmann will Bahnhof zur Frischzellenkur anmelden

04.03.2004

Während sich die Bahn für ihr Engagement in der Region feiern lässt, ist der Hagener Bahnhof auch nach zehn Jahren Bahnreform und vielen uneingelösten Sanierungsankündigungen der Bahn AG ein Schandfleck in der Innenstadt geblieben. Das erklärte am Mittwoch der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Gerbersmann anlässlich eines Berichts über die Bahnreform. Gerbersmann will deshalb den Bahnhof nun zu einer Frischzellenkur anmelden lassen.

“Besucher, die das erste Mal in Hagen aus dem ICE aussteigen, gewinnen spätestens nach dem Abstieg in den Bahnsteigtunnel den Eindruck, auf einem Nothaltebahnhof im hintersten Sibirien gelandet zu sein”, so fasst Gerbersmann die Schilderungen mehrerer Gäste zusammen. “Wen das noch kalt gelassen hat, wird spätestens von der bedrückenden Gerüstkonstruktion im Bahnhof “erschlagen”. Der Gruftcharakter der Bahnhofshalle wird nur für den übertroffen, der tatsächlich einmal das “Bahnhofsklo” aufsuchen musste. Auf dem vermoderten Sanitärporzellan der 50er oder 60er Jahre nimmt nur Platz, wer gar nicht mehr anders kann.”

Nach Auffassung der CDU-Fraktion entsprechen weder die Bahnhofshalle noch Tunnel den heutigen Maßstäben von Attraktivität und Sauberkeit. “Die Bahn untergräbt durch ihre Untätigkeit die Bemühungen der Verwaltung und des Rates, die Stadt für Besucher und Touristen attraktiver zu machen, kommentiert der Fraktionsvorsitzende das Verhalten des Konzerns. “Wir haben mit hohem planerischen und finanziellen Anstrengungen das Areal im Bahnhofsvorfeld umgestaltet und aufgewertet. Mit Hilfe der Hagener Entsorgungs-betriebe (HEB) sorgen wir für Sauberkeit und hohe Aufenthaltsqualität auf dem Platz und dem nahen Busbahnhof. Das kommt auch den Fahrgästen der Bahn zugute. Jetzt ist die Bahn an der Reihe, ihren Teil zum Gemeinschaftswerk Bahnhofsvorplatz zu bringen.”

Darüber hinaus widerspreche die bisherige Haltung des Unternehmens nach Überzeugung von Gerbersmann der Verantwortung für das denkmalgeschützte Gebäude: “Hagen hat durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg viele wichtige Baudenkmäler verloren. Da wiegt es umso schwerer, wenn heute das Staatsunternehmen Deutsche Bahn den historisch wertvollen Bahnhof verrotten lässt.

In einem Schreiben teilt Gerbersmannn der Deutschen Bahn AG mit, dass er nun endlich eine verbindliche Zusage wünscht, wann die Sanierung in Gang kommt: “Sollte die Bahn nicht bis Ende April erklären, was sie in Sachen Bahnhof zutun gedenkt, werden wir den Druck auf das Verkehrsunternehmen stufenweise erhöhen. Zum einen werden wir alle Register ziehen, um über die untere Denkmalschutzbehörde die fach- und denkmalgerechte Sanierung des Bahnhofs eizufordern. Zum anderen werden wir überprüfen lassen, inwiefern der heutige Bahnhof noch den Hygiene-, Sicherheits- und Brandschutzbestim-mungen entspricht. Da darf es keine Tabus mehr geben.”

Eines ist für den Christdemokraten nach Jahren des geduldigen Wartens jedenfalls klar: ”Wir werden uns mit dem miserablen Zustand des Bahnhofs nicht länger zufrieden geben.”

In seinem Schreiben bot Gerbersmann der Bahn auch direkte Gespräche an, um eventuelle Hindernisse von Seiten der Stadt aus dem Weg räumen zu helfen: “Wir wollen keine Auseinandersetzung mit der Bahn, dass sich etwas bei der Bahn bewegt – und zwar nicht nur das Rollmaterial!”

Sollte dieser “administrative Anschub” auch keine Wirkung zeigen, sei die CDU-Fraktion gewillt, massiv öffentlich Druck auf die Bahn auszuüben: “Dann werden wir dem Beispiel Bielefelds folgen und die Zugreisenden mit großflächigen Plakaten begrüßen: “Hagen schämt sich für diesen Bahnhof! Verantwortlich für die Baustelle: Die Bahn.”

Autor: Alexander M. Böhm.