Kitas brauchen Verlässlichkeit statt Strategiewechsel

16.06.2025

„Wir bauen seit Jahren so viele Kitas wie irgend möglich, in alten Kirchen oder über Supermärkten und stellen so viel Personal dafür ein, wie überhaupt verfügbar ist. Mit einem Ausbildungsprogramm qualifizieren wir eigenes Personal. An dieser Maximalstrategie halten wir fest, wie der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion Jörg Klepper und der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses unisono betonen. „Hagen braucht keinen „Strategiewechsel“; was wir dringend benötigen, das ist mehr Verlässlichkeit bei der Kinderbetreuung“, wie Detlef Reinke betont.

Reinke, selbst Vater und Großvater, kennt die Probleme: „Wer Arbeit und Familie miteinander vereinen will, braucht zuverlässige Betreuung. Die ist aktuell nicht überall gewährleistet. Viele Träger können aufgrund der engen Vorgaben durch das KiBiz-Gesetz nicht genug Personal vorhalten, um Krankheitswellen oder Arbeitsverbote für werdende Mütter unter den Erzieherinnen abzufangen. So kommt es immer wieder zu Ausfällen bei Kita-Gruppen, die gerade berufstätige Eltern massiv belasten. Sie müssen ausfallende Betreuungsangebote kurzfristig kompensieren, im Idealfall durch Oma und Opa, im schlimmsten Fall nimmt ein Elternteil Urlaub. Das sorgt für Stress. Hier müssen wir ansetzen!“

Die CDU verfolgt nach Angaben Kleppers deshalb seit Jahren den Ansatz, parallel mit dem rasanten Ausbau der Kitas auch den städtischen Springerpool aufzustocken. „Wir hätten gerne einen trägerübergreifenden Personalpool, um Ausfallzeiten in Kita-Gruppen auf ein Minimum reduzieren zu können. Das ist schwierig. Aber ohne einen Anfang gibt es eben keinen Erfolg. Wir hätten uns dabei die Unterstützung der SPD gewünscht. Doch die wollte Ende 2023 lieber den Eltern Gebühren für ausgefallene Betreuung zurückerstatten, statt das eigentliche Problem zu lösen. Das war eine strategische Fehlentscheidung der Sozialdemokraten.“

Gar nicht nachvollziehen kann Detlef Reinke den „Hype um Hamm“: „Hagen hat zwischen 2014 und 2024 1.556 neue Kitaplätze geschaffen – in Hamm waren es von 2014 bis 2023 1.300. Da kann ich keinen signifikanten Unterschied erkennen. Hagens Versorgungsquote hat sich in diesem Zeitraum nur deshalb nicht verbessert, weil immer mehr Familien – vorwiegend aus Südosteuropa und der Ukraine – zugezogen sind. Mit ihnen hat sich die Zahl der Kinder in Hagen von 2014 bis 2024 von 8.668 auf über 12.000 erhöht. Das sind 38,4 Prozent mehr!“

Richtig sei, dass sich die Beitragstabelle deutlich vom Hagener Modell unterscheidet: „Hamm hat mehr Beitragsstufen bei den höheren Einkommensgruppen. Begeistert hat Reinke die bürgerfreundliche Beitragserhebung in Hamm: „Eltern müssen nicht jedes Jahr Formulare ausfüllen und Belege beim Arbeitgeber einfordern. Sie zahlen ihre Beiträge auf Basis einer Selbsteinschätzung und werden später nach den Daten ihrer Steuerbescheide abgerechnet. Dieses unbürokratische Verfahren wünsche ich mir auch für Hagen. Einen Strategiewechsel braucht es dazu aber nicht.“

Redaktion: Alexander M. Böhm.